Ania
Corcilius |
Amerikanische
Nacht |
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In der Inszenierung werden
einzelne Bereiche hell ausgeleuchtet, andere verschwinden in der Dunkelheit.
Die Wahrnehmung der BetrachterIn wird gezielt auf bestimmte Aspekte der
umgebenden Wirklichkeit gelenkt, andere Details werden ausgeblendet. Wird
im Fokus eines Bildes für gewöhnlich scharf gestellt, so ist
hier erst im fokussierten Bereich überhaupt etwas zu erkennen. Die
zunächst in dokumentarischer Absicht entstandenen Fotografien von
Stadtlandschaften in der ukrainischen Hauptstadt, werden so in der Nachbearbeitung
zu Schauplätzen inszenierter Handlung. Der Lichtkegel des Scheinwerfers
rückt scheinbar Nebensächliches ins Zentrum. Kleine Alltagsszenen
werden mit Bedeutung aufgeladen und die Bildfolgen konstruieren fragmentarische
Erzählungen in der Dunkelheit. Die Bedeutungen gehen nicht auf. Die Atmosphäre in den Bildern zitiert die Nacht, den Traum und das Unbewusste, als Gegenbild zur öffentlichen Inszenierung der Stadt. Während Kiew jeden Tag mehr Farbe aufträgt, um den Freiern aus dem Westen zu gefallen, ist der Alltag für einen Großteil der Bevölkerung angesichts von Wohnungsknappheit und Preisexplosionen von Sorge und Unsicherheit bestimmt. Der Hoffnungsfunke, den die „Orangefarbene Revolution“ 2004 entzündet hatte, ist erloschen. Unsichtbar wirkende Kräfte, etwa alte Seilschaften und Korruption, prägen und formen die Gesellschaft und stehen im Gegensatz zur kosmopolitisch cleanen, urbanen Oberfläche. Scheinwerfer sind Tag und Nacht auf die Werbetafeln von Immobilienanbietern und Kreditinstituten gerichtet. Hell erleuchtet sind auch die gläsernen Bürotürme im Zentrum, mit denen sich die Geldelite ihre Denkmäler setzt und wo sich die neokapitalistische Welt als schöne Oberfläche darstellt; Potjomkinsche Dörfer des 21. Jahrhunderts. Transparency International stuft die Ukraine auf einer Korruptionsskala von 0 bis 10 bei 3 ein, wobei "0" die totale Korrumpiertheit bedeutet. |
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