Ania Corcilius


 

Im Mittelpunkt von U10 - von hier aus ins Imaginäre und wieder zurück steht ein offener, internationaler Kunstwettbewerb und die Umsetzung der aus den Bewerbungen ausgewählten künstlerischen Projekte unter Mitwirkung von BVGerInnen und anderen Akteuren im Bereich der Berliner U-Bahn.

Schauplatz des Projektes U10 – von hier aus ins Imaginäre und wieder zurück ist das gesamte Berliner U-Bahnnetz als realer Ort und als imaginäre Parallelwelt. Alltäglich und doch voller Geheimnisse fungiert der Untergrund sowohl als Spiegel der Berliner Geschichte wie auch als Seismograph aktueller Verschiebungen im Gefüge der Stadt. Einerseits ist die Berliner Untergrundbahn ein konkreter Raum und ein lebendiger Ort, der die sozialen Zusammenhänge und Relationen der Stadt abbildet. So ist für viele Menschen die U-Bahn als Arbeitsplatz, Aufenthaltsort oder Transportmittel fester Bestandteil ihres Alltags. Andererseits verändert sich jedoch beim Betreten des Untergrunds fast unmerklich unsere Wahrnehmung von Raum und Zeit. Wir tauchen ab in eine Welt schwarzer Tunnel, in das Unbewusste der Stadt. Diese Ab- oder Gegenbilder, diese unbekannten, verborgenen Zusammenhänge sind die Anknüpfungspunkte der beteiligten Künstler und Künstlerinnen.

Unter 293 eingereichten Projekten hat die Jury, bestehend aus den Mitgliedern der AG U10 (Sofia Bempeza, Ania Corcilius, Jacopo Gallico, Eva Hertzsch und Adam Page), neun Projekte ausgewählt, die für die Realisierung in den Jahren 2009 und 2010 vorgeschlagen wurden.
Die nächste Ausschreibung ist für Sommer 2010 geplant.

Hans Polterauer
Grennan & Sperandio
Decoupigny & Spoon
Roland Boden
Katharina Heilein
Oyama & Ruoff
Evi Kruckenhauser
Grit Ruhland

 

Die Soundkünstler Rae Spoon (CA) & Alexandre Decoupigny (D) haben mit BVGern Musikstücke aus Interviews mit Fahrgästen entwickelt und diese anschliessend in U-Bahnhöfen gespielt. Simon Grennan (UK) & Christopher Sperandio (USA) verarbeiten die Geschichten von Menschen die nachts im Untergrund arbeiten in Comicportraits. Hans Polterauer (AT) schaffte in seiner Videoarbeit, ausgehend von seinem Garten im ländlichen Österreich, eine imaginäre Verbindung zum Berliner Untergrund. Roland Boden (D) präsentiert das Kronos-Projekt an verschiedenen Orten entlang der U10 und fasziniert die Passant_innen mit seiner Forschung zur Geschichte der “Entschleunigungsbahn Steglitz". In einem öffentlichen Gespräch mit Zeitzeugen nähert sich Katharina Heilein (D) der Geschichte der U10 und der Verkehrsbetriebe im geteilten Berlin. Ihr Projekt soll 2010 mit Bau eines Modells der U10 in Zusammenarbeit mit ehemaligen BVGer_innen fortgesetzt werden.
Weitere Künstler_innen, deren Arbeiten 2010 realisiert werden sollen sind: Evi Kruckenhauser (AT), die mit einer Video-Arbeit die parallelen Streckenverläufe eines U-Bahnabschnitts unter und über der Erde sichtbar macht, Yuka Oyama & Axel Ruoff (JP/D), die sich im Schulungszentrum für U-Bahnfahrer_innen mit den Träumen der BVGer_innen beschäftigen und gemeinsam mit den U-Bahnbediensteten moderne Märchenfilme produzieren und Grit Ruhland (D), deren Geräusche-Chor sich aus BVGer-innen und Fahrgästen zusammensetzt und bei seinen Auftritten im Untergrund die Klangwelt der U-Bahn stimmlich interpretiert.