Ania Corcilius






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Tabula rasa östlich der First Avenue
Die Grundformen sind einfach: Kreuz- oder L-förmige Baukörper, überall die gleiche rote Backsteinfassade, der gleiche Gebäudegrundriss, 13 Stockwerke hoch. Die neue Struktur löscht die Erinnerungsspuren des alten Stadtteils restlos aus. Kein Stein, kein Grashalm des alten Gashouse Districts bleibt übrig. Die Erinnerung geht rasch verloren, wo  gewachsene Familien- und Freundschaftsbande jäh durchtrennt werden.

Panoptikum des bürgerlichen Lebens
Nach innen ist Stuyvesant Town gemäss dem Vorbild panoptischer Gefängnisarchitektur aufgebaut; vom Zentrum der Anlage — einer ovalen Rasenfläche, von der acht Häuser sternförmig nach aussen führen— sind fast alle Wohnungen sichtbar.
 
Nur wenige, von Wachleuten gesicherte Zufahrtswege erlauben den Eintritt in eine vertikal sich ausdehnende amerikanische Vorstadt. Satte Wiesen, geschwungene Wege, saubere Spielplätze, rauschende Bäume, Vogelstimmen und so weiter.  Manhattan, Strassenlärm, Armut, das angrenzende East Village sind in weiter, weiter Ferne. In den ersten Jahren befand sich in der Mitte des Ovals nicht nur ein Springbrunnen, sondern auch ein Wachhäuschen und die Abgabestelle für Mietzahlungen.      
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